Der Knöchel-Arm-Index (ABI) gilt seit Langem als wichtiger Parameter zur Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Doch in der Praxis zeigt sich: Ein unauffälliger ABI-Wert schließt eine Durchblutungsstörung nicht immer aus. Vor allem bei Risikopatient:innen im Frühstadium – etwa mit Diabetes bzw. Mediasklerose oder Hypertonie (hoher Blutdruck) – kann der ABI zu falsch-negativen Ergebnissen führen. In solchen Fällen sind ergänzende Parameter wie der Zehendruck (TBI) oder der Puls-Wellen-Index (PWI™) entscheidend.
Der “normale” ABI – und warum er trügen kann
Der ABI berechnet sich aus dem Verhältnis von Blutdruckwerten an Arm und Knöchel. Ein Wert zwischen 0,9 und 1,3 gilt als normal. Doch bei Patient:innen mit versteiften Arterien – etwa durch Mediasklerose oder hohen Blutdruck – kann der Knöcheldruck fälschlich hoch erscheinen. Der Index kann unauffällig bleiben, obwohl die Durchblutung beeinträchtigt ist.
Gerade bei älteren Patient:innen, Diabetiker:innen oder Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz kann die Gefäßsteifigkeit die Aussagekraft des ABI einschränken. Hier lohnt der Blick auf feinere Parameter.
TBI – Der Zehendruck als empfindlicher Marker
Der TBI (Toe-Brachial-Index) funktioniert analog zum ABI, allerdings mit Messung am großen Zeh statt am Knöchel. Da die Zehenarterien weniger von Mediasklerose betroffen sind, liefert der TBI auch bei versteiften Gefäßen aussagekräftige Ergebnisse.
Ein TBI < 0,7 gilt als pathologisch und deutet auf eine pAVK hin – auch wenn der ABI noch unauffällig ist. Besonders bei Diabetiker:innen kann der TBI entscheidende Hinweise auf eine beginnende oder bereits fortgeschrittene Durchblutungsstörung geben.
PWI™ – Eine moderne Alternative zur Blutdruckmessung
Der Puls-Wellen-Index (PWI™) ist ein innovativer Parameter zur Beurteilung der arteriellen Durchblutung, der unabhängig von Blutdruckwerten funktioniert. Statt absolute Druckwerte zu vergleichen, analysiert der PWI™ die Form und Ausbreitung der Pulswelle – insbesondere Anstiegszeit und Amplitude.
Der Vorteil: Der PWI™ ist sensitiv gegenüber poststenotischen Flussveränderungen, aber unempfindlich gegenüber Gefäßsteifigkeit oder Bluthochdruck. Somit kann er dort Veränderungen erkennen, wo der ABI versagt.
Warum zusätzliche Parameter wie TBI & PWI™ entscheidend sein können
Besonders bei Patient:innen mit einem unauffälligen ABI, aber klinischem Verdacht auf eine pAVK, lohnt sich der Blick auf ergänzende Messgrößen wie den PWI™. Dieser Parameter misst die Dynamik der Pulswellen und erkennt selbst dann Durchblutungsstörungen, wenn der ABI normal erscheint – etwa bei versteiften Arterien aufgrund von Mediasklerose.
Eine Studie von Mayr et al. (2019) zeigt deutlich:
„In unserer Studie schnitt der Puls-Wellen-Index (PWI) in der Detektion der pAVK besser abals der oszillometrische und Doppler-gestützte ABI. Dies ist nicht überraschend, da der PWI stark durch die Anstiegszeit der Volumenkurve beeinflusst wird – ein Parameter, der besonders empfindlich auf poststenotische Flussveränderungen reagiert und weniger anfällig für die Auswirkungen einer Mediasklerose ist.“ (Mayr M. et al., VASA 2019)
Gerade bei Risikopatient:innen wie Diabetiker:innen liefert der PWI™ also zusätzliche Sicherheit in der Gefäßdiagnostik. Dies ist vor allem in der Prävention bzw. in der Früherkennung von Risikofaktoren von besonderem Wert und ermöglicht eine fundierte Entscheidung für weiterführende Maßnahmen.
Warum eine differenzierte Diagnostik wichtig ist
Ein unauffälliger ABI kann eine falsche Sicherheit vermitteln – mit gravierenden Folgen. Unbehandelte Durchblutungsstörungen führen häufig zu Wundheilungsstörungen, Infektionen und im schlimmsten Fall zu Amputationen. Der Einsatz zusätzlicher Parameter wie TBI und PWI™ erhöht die diagnostische Sensitivität und ermöglicht eine gezielte Prävention.
Moderne Diagnosesysteme – wie die AngE™ Systeme von SOT Medical Systems – kombinieren ABI, TBI, PWI™ und weitere Parameter in einem delegierbaren, schnell durchführbaren Untersuchungsablauf. So können auch nicht-ärztliche Fachkräfte in der Praxis frühzeitig Risikopatient:innen identifizieren.
Fazit: Mehr sehen – besser behandeln
Der Knöchel-Arm-Index ist ein wertvolles Instrument – doch er hat Grenzen. Bei bestimmten Risikogruppen sollte eine erweiterte Diagnostik mit TBI oder PWI™ Standard sein. Nur so können Durchblutungsstörungen zuverlässig erkannt und präventive Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.
SOT Medical Systems unterstützt medizinisches Fachpersonal mit innovativen, blutdruckunabhängigen Lösungen, die Diagnostik effizienter und sicherer machen.
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Quelle:
Mayr, M. et al. (2019): “Oscillometric Pulse Wave Index (PWI) – a novel tool to detect peripheral arterial disease in patients with diabetes mellitus”. In: VASA – European Journal of Vascular Medicine. DOI: 10.1024/0301-1526/a000798: https://www.sot-medical.com/download/diagnostic-accuracy-of-abi-by-doppler-versus-4-point-oscillometry/